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Bruno Ganz letzter Film: Die detailfreudig ausgestattete und mit genauem Gespür inszenierte Literaturverfilmung erzählt von einer großen Freundschaft in harten Zeiten.

Der Trafikant

Österreich, Deutschland, 2018
Regie: Nikolaus Leytner

Frei ab 12 Jahren,
114 Minuten
Prädikat: wertvoll


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Wir befinden uns im Österreich des Jahres 1937. Der 17-jährige Franz Huchel (Simon Morzé) verlässt sein Heimatdorf, am Attersee im Salzkammergut gelegen, und fährt ins aufregende, brodelnde Wien. Hier führt ein ehemaliger Liebhaber der Mutter, Otto Trsnjek, eine Tabak-Trafik, Franz geht bei ihm in die Lehre. Zu den besten Kunden gehört der 82-jährige Sigmund Freud, der – so sagt man – „Köpfe repariert, innen drin“. Franz ist neugierig und sucht Rat. Er ist nämlich unglücklich verliebt, in die schöne, viel zu erfahrene und flatterhafte Böhmin Anezka (Emma Drogunova). Doch Freud ist in Liebesdingen keine große Hilfe. Überhaupt gibt es Wichtigeres: Hitlers Truppen sind einmarschiert, Otto Trsnjek, ein Jude, verschwindet in den Kellern der Gestapo. Nun ist Franz der Trafikant. Und er trifft eine folgenschwere Entscheidung.

Regisseur und Co-Drehbuchautor Nikolaus Leytner hat ein genaues Gespür für die Zeit und die Menschen, die in ihr leben. Er bringt sie dem Zuschauer anschaulich näher, mit ihren Sorgen und Nöten, mit ihren Sehnsüchten und Wünschen, vor allem aber mit den politischen Erschütterungen, die die Nazis verursachen. Plötzlich wird der Nachbar zum Feind, und auch am Attersee ticken die Uhren jetzt anders, wie der Briefwechsel mit der Mutter, eine weitere Erzählebene des Films, beweist. Doch die politische Realität schleicht sich nur langsam und behutsam in die Geschichte ein, weil die Hauptfigur zunächst andere Probleme hat und sie nur am Rande wahrnimmt. Es geht vor allem um das Erwachsenwerden eines Buben, der die Liebe und die Großstadt kennen lernt und von gleich zwei Ersatzvätern lernt. Und nun kommt noch eine dritte Erzählebene hinzu: Franz ist ein Träumer, der sich in mutigen Tagträumen den besseren Ausgang einer Situation vorstellt oder in finsteren Nachtträumen in eine andere, poetischere Welt flüchtet. Auf Anraten Freuds schreibt Franz die Träume auf und hängt das Geschriebene dann ins Schaufenster der Trafik, um sie mit anderen zu teilen. Die Beziehung zwischen Franz und Sigmund Freud, dem unerfahrenen jungen Mann und dem greisen, lebensklugen und bescheidenen Weltbürger, ist das Zentrum des Films. Simon Morzé und Bruno Ganz spielen ihre Rollen ebenso einfühlsam wie glaubwürdig: neugierig und lebenslustig der eine, klug und schelmisch der andere.

Autor: Michael Ranze
Mit freundlicher Genehmigung von
  • www.programmkino.de
  •  Offizielle Filmwebseite
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