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So bittersüß wie ein Manhattan-Cocktail: Woody Allen präsentiert eine neue Facette seiner Stadt der Träume und natürlich eine vergnüglich-melancholische Lovestory.

A rainy day in New York

USA 2019
Regie und Drehbuch: Woody Allen

Ohne Altersbeschränkung,
93 Minuten

Eintrittspreis: 7,50 Euro,
ermäßigt: 6,50 Euro


Pfeil FR 3.7. und SA 4.7. um 20.30 Uhr

Pfeil SO 5.7. um 18.00 Uhr

Pfeil DI 7.7. um 18.00 Uhr

Mittwoch ist Originaltag: Pfeil MI 8.7. um 20.30 Uhr
in der englischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln


Mit seiner College-Liebe Ashleigh (Elle Fanning) plant Gatsby (Timothée Chalamet) ein romantisches
Wochenende in New York. Ashleigh soll für die College-Zeitung den berühmten Regisseur Roland Pollard
(Liev Schreiber) interviewen, in der verbleibenden Zeit möchte Gatsby ihr seine Stadt zeigen – und
das ist vor allem das alte New York mit Klassikern wie der Bemelmans Bar und einer Kutschfahrt durch
den Central Park. Doch Ashleigh wird von Roland Pollard nach dem Interview zu einem Screening seines
neuesten Films eingeladen. Während sie mit ihm, seinem Drehbuchautor Ted Davidoff (Jude Law)
und dem gefeierten Filmstar Francisco Vega (Diego Luna) von einer unerwarteten Situation in die
nächste schlittert, muss sie Gatsby immer wieder vertrösten. Auf sich allein gestellt lässt dieser sich im
Regen durch die Straßen New Yorks treiben. Und trifft dabei nicht nur auf Chan (Selena Gomez), die
schlagfertige jüngere Schwester seiner Ex-Freundin, er hat auch ein Gespräch mit seiner Mutter (Cherry
Jones), das für ihn alles verändert. So ist am Ende eines regnerischen Tages für beide, Gatsby und
Ashleigh, nichts mehr so, wie sie es zuvor erwartet hatten…

Dem Upperclass-Bengel Gatsby stehen alle Türen offen, was ihm aber egal ist. Er weiß zwar nicht, was er will, aber das mit ganzer Kraft. Zu Beginn ist Gatsby in seiner indifferenten, besserwisserisch intellektuellen Art beinahe unsympathisch. Für Ashleigh, die im Gegensatz zu ihm leicht zu begeistern ist, und zwar prinzipiell für alles, ist Gatsby ein Exot. Sie wirkt naiv und doof, aber das ist sie nicht. Sie ist ein sehr braves Mädchen, eine vorbildlich spießige, leicht verkrampfte Südstaatenschönheit, eine von denen, die sich überall engagieren und zu allem eine Meinung haben, auch wenn es an Wissen fehlt. Ihre Offenheit ist dabei durchaus positiv zu betrachten, denn immerhin will sie dazulernen, ganz im Gegensatz zu Gatsby, der schon alles weiß oder zumindest so tut. Außerdem hat sie Emotionen. Wovon er zu wenig hat, hat sie generell zu viel und umgekehrt. Elle Fanning spielt die schwierige Rolle sonnig lächelnd mit viel Sinn für Situationskomik und mit einem verblüffend guten Timing. In ihrer Mischung aus exaltierter Begeisterung und Empathie wirkt sie im Gegensatz zu Gatsby eher erfrischend. Sie ist weniger das doofe Blondchen als die artige Musterschülerin vom Lande. Und Elle Fanning lässt dabei richtig die Post abgehen, während das junge Genie Timothée Chalamet einmal mehr mit einer unübertrefflich coolen Arroganz und mit ephebischem Charisma überzeugt. Selena Gomez als niedliche Shannon spielt erstaunlich sicher und kann ebenfalls locker neben ihm bestehen. Die Drei geben New York – der Stadt, die hier eher melancholisch trübe als aufregend wirkt – so viel jugendliche, belebende Frische, dass die Komödie bis zum Ende ihre Spannung hält.

Was auf den ersten Blick wie ein Woody Allen-Film as usual aussieht, vielleicht sogar ein bisschen mainstreamiger wegen seiner offensichtlichen Orientierung auf ein jüngeres Publikum, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als ungewöhnliches Kunstwerk, das mit viel Selbstironie und einer großen Portion Melancholie aufwartet, beides vielleicht sogar mit bedingt durch die Probleme, mit denen Woody Allen bekanntlich seit Jahrzehnten zu tun hat und die hier nicht näher besprochen werden müssen. Der Film ist an sich interessant genug, und das Faszinierendste daran ist neben dem hohen Unterhaltungsfaktor, wie sehr Woody Allen sein Handwerk beherrscht und aus einer an sich einfachen Grundstory dank seiner originellen Charaktere, geschliffener Dialoge und zahlloser Verwicklungen neunzig Minuten witzige Unterhaltung zaubert, wobei er zum x-ten Mal sein New York präsentiert, das genauso schön und interessant ist wie die Versionen davor. Diesmal holt er einmal mehr das alte New York aus den Tiefen der Vergangenheit – inklusive einer gleichzeitig idealisierten und ironisierten Atmosphäre, die wenig aktuelle Bezugspunkte liefert, dafür aber umso mehr Erinnerungen an frühere Zeiten weckt. Dazu gehört auch die wie gewohnt sowohl routinierte als auch inspirierte Bildgestaltung von Victorio Storaro, mit dem Woody Allen bereits in „Café Society“ zusammenarbeitete, sowie der herrlich altmodische, jazzige Soundtrack. In der Verbindung mit dem trüben Regenwetter entsteht so wieder ein ganz neues Bild der Stadt. Im Grunde spielt New York die dritte Hauptrolle, was dem Film zusätzlich zur Liebesgeschichte den typischen Woody-Allen-Touch gibt. Hinzu kommt der unverkennbare, inzwischen beinahe sarkastische, selbstironische Unterton, zumindest bei allem, was mit Film und Medien zu tun hat.


Autor: Gaby Sikorski
Mit freundlicher Genehmigung von
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