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Catherine Deneuve begeistert in diesem melancholischen Film, in dem das Aufräumen im Haus zum Frühjahrsputz der Seele wird.

Der Flohmarkt von Madame Claire

Frankreich 2018,
Regie: Julie Bertuccelli

Ohne Altersbeschränkung,
94 Minuten


Weitere Vorstellungen sind geplant!


Madame Claire (Catherine Deneuve) ist nicht mehr die Jüngste. Sie lebt allein in einem herrschaftlichen Haus auf dem Lande, umgeben von Erinnerungsstücken und Antiquitäten – manches sieht schon auf den ersten Blick teuer aus, darunter mechanisches Spielzeug und alte Uhren. Da Madame Claire davon überzeugt ist, den nächsten Tag nicht mehr zu erleben, trägt sie mit Hilfe einiger junger Männer aus dem Dorf ihren ganzen Hausrat einschließlich der Möbel, Gemälde, Teppiche, Puppen und Bücher in den Hof, sie hängt ein Schild ans Tor und wartet auf Kundschaft. Die lässt nicht lange auf sich warten; es spricht sich schnell herum, dass hier wertvolle Sammlerstücke verschleudert werden. Sogar Madame Claires Tochter Marie reist an, weil eine Schulfreundin sie zu Hilfe gerufen hat, die sich Sorgen um die alte Dame macht. Marie und Claire hatten viele Jahre keinen Kontakt. Ihr Verhältnis ist offensichtlich gestört. Während sich die Besucher um die Schnäppchen streiten, gehen Claire und Marie, jede für sich, auf eine Reise in die Vergangenheit, die schmerzhafte Erinnerungen weckt, aber letztlich vielleicht doch dazu führt, dass sich Mutter und Tochter wieder einander nähern können.

Madame Claire ist zwar leicht dement, aber, Deneuve sei Dank, sie ist immer noch eine Dame von Format. Und diese Dame ist ein bisschen zerstreut, bleibt aber jederzeit würdevoll. Sogar im einfachen Sommerkleid bewahrt Catherine Deneuve eine solche Haltung, dass man sie sofort zu einer Audienz bei der Queen vorlassen würde. Gelegentliche Blicke zeigen einen inneren Schmerz, den man ihr äußerlich nicht anmerken soll. Catherine Deneuve schafft das alles, ohne dabei kitschig oder auch nur ansatzweise sentimental zu wirken. Das ist echte Starqualität, neben der naturgemäß alle anderen verblassen müssen. Chiara Mastroianni hat da eine undankbare Rolle. Sie ist als Marie in beinahe allem das Gegenteil ihrer Mutter, doch hin und wieder erinnert sie in Gesten und Blicken an diese Frau, der sie vielleicht gar nicht ähnlich sein will. Maries Handlungen bleiben einige Zeit rätselhaft, ebenso wie die Antwort auf die Frage, warum sie den Kontakt zur Mutter abbrach. Später wird aus den Erinnerungen der beiden Frauen das ganze Ausmaß an Schuld und Schuldzuweisungen, an Verletzlichkeit und Verletzungen sichtbar. Alice Taglioni gibt der jungen Claire ebenfalls viel Eleganz und zusätzlich eine Strahlkraft, die bei Catherine Deneuve schon längst zur Persönlichkeit gehört, aber alles andere als selbstverständlich ist. Neben den Stars beeindruckt auch die Ausstattung: Die liebevoll zusammengestellten Automaten, Uhren, Puppen und Püppchen, die das Leben der jungen Madame Claire bereicherten und bis heute ein Teil von ihr sind. Und Fragen tauchen auf: Was bedeutet eine Sache, ein Bild oder eine Uhr für jemanden, der damit keine Erinnerungen verbindet? Und was geschieht umgekehrt mit den Erinnerungen, wenn es keine Beziehungen mehr zu greifbaren Dingen gibt?

Autorin: Gaby Zikorski
Mit freundlicher Genehmigung von
  • www.programmkino.de
  • Weitere Vorstellungen sind geplant!