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Im Rahmen des Internationalen Tags "NEIN ZU GEWALT AN FRAUEN"

Nur eine Frau

In ihrem aufrüttelnden Drama zeigt Regisseurin Sherry Hormann mit ungewöhnlichen Stilmitteln und einer außergewöhnlichen Erzählstruktur einen authentischen Einblick in die erschütternde Tragödie eines realen Frauen-Schicksals im Berlin unserer Tage.

Deutschland, 2018
Regie: Sherry Hormann

Frei ab 12 Jahren,
97 Minuten

Eintritt: 9,00 Euro

Vorstellungen im Capitol Hann Münden - im Rahmen des Internationalen Tags "NEIN ZU GEWALT AN FRAUEN":

"NUR EINE FRAU" - ÜBER EINEN FEMIZID IN DEUTSCHLAND
EINE KOMMENTIERTE FILMVORFÜHRUNG IM CAPITOL KINO HANN. MÜNDEN

Freitag, 24. November um 17.00 Uhr



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Hatun Aynur Sürücü wurde am 7. Februar 2005 in Berlin von ihrem Bruder ermordet. Das Leben und das Schicksal der 23 Jahre jungen Hatun hat Regisseurin Sherry Hormann bewegend verfilmt und damit der mutigen und lebenshungrigen Deutsch-Kurdin ein Denkmal gesetzt. Der Film wird aus Aynurs Perspektive gezeigt und verleiht ihr somit auch nach ihrem Tod in gewisser Weise eine Stimme. „Nur eine Frau“ ist somit nicht einfach ein deprimierendes Drama, sondern Zeugnis einer kämpferischen feministischen – zu kurzen – Lebensgeschichte. Der Film wird aufgrund der Schwere der Thematik in ein Rahmenprogramm eingebettet und kommentiert gezeigt.

Veranstalter*innen: Capitol Kino Hann. Münden und die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Hann. Münden (Castillo@hann.muenden.de)
Kooperationspartner*innen: Frauenhaus und Frauennotruf Göttingen, Koordinierungsstelle Istanbul-Konvention
Veranstaltungsort: Capitol Kino Hann. Münden, Lange Str. 47, 34346 Hann. Münden


Über den Film:
Bei der Anprobe ihres Hochzeitkleides drückt Aynur (Almila Bagriacik) ihre Mutter Denja (Maral Perin) verstohlen eine Nadel in die Hand. Irritiert fragt die junge Frau nach dem Grund. Der Beweis ihrer Jungfräulichkeit hilft freilich in der von den Eltern arrangierten Zwangsheirat mit ihrem Cousin in Istanbul wenig. Der Traum in Weiß entwickelt sich zum Alptraum. Ihr Mann schlägt die ehemalige Gymnasiastin aus Kreuzberg grün und blau. Selbst als sie schwanger ist, schützt sie das nicht vor seinen Übergriffen. Aynur schafft es zu fliehen – zurück nach Berlin zu ihrer Familie.

Die Zerrissenheit junger Migrantinnen zwischen einem selbstbestimmten westlichen Lebensstil und den streng patriarchalen Traditionen ihrer Familie ist seit langem ein Thema. Fern aller Klischees und Vorverurteilungen beleuchtet Regisseurin Sherry Hormann den Konflikt von allen Seiten und macht die Zerrissenheit der Figuren und die fatale Abhängigkeit von patriarchal-religiösem Absolutismus spürbar. Intensiv arbeitet sie die perfide Paradoxie des brutalen Verbrechens „Ehrenmord“ heraus und zeigt auch die juristische schwierige Aufarbeitung des Falls. Für ihren aufwühlenden, dokumentarisch-dichten Gegenwartsfilm mit ungewöhnlichen Stilmitteln und einer außergewöhnlichen Erzählstruktur vertraut sie zu Recht auf ihre großartige Hauptdarstellerin Almila Bagriacik.

Aus dem Off kommentiert die beeindruckende Schauspielerin berührend ihre Leidensgeschichte. Fast wie Stationen eines mittelalterlichen Kreuzwegs werden auf der Leinwand zwischen den Spielfilmszenen ihre angeblichen Verfehlungen gegen den patriarchalen Ehrenkodex aufgelistet. Hintergrund für das aufwühlende Drama ist der „Ehrenmord“ von Berlin an der 23jährigen Hatun Sürücü, der 2005 Schlagzeilen machte. Eine Studie des Bundeskriminalamtes geht von einem Dutzend Tötungsdelikten in Deutschland jährlich aus, die „im Kontext patriarchalisch geprägter Familienverbände“ verübt werden, um Frauen für ihren „westlichen“ Lebenswandel zu bestrafen.

Hormanns Film auch eine Hommage an die ungeheure Stärke einer jungen Frau, die im gnadenlosen Patriarchat um Selbstbestimmung kämpft. Zu Recht vertraut Sherry Hormann dabei auf ihre großartige Hauptdarstellerin Almila Bagriacik. Bleibt zu hoffen, dass der Applaus nicht von der falschen, populistischen Seite kommt. Denn Frauenverachtung in verschieden starker Ausprägung bis hin zur Ermordung ist keine Spezialität nur einer Religion oder einer Nationalität sondern Teil eines uralten patriarchalen Herrschaftssystems.
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