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Oscarnominiert: Eine emotionale Achterbahnfahrt durch mehrere Jahrzehnte, die die Tragik des 20. Jahrhunderts am Beispiel dreier Schicksale packend beleuchtet.

Werk ohne Autor

Deutschland, Italien 2018,
Drehbuch und Regie: Florian Henckel von Donnersmarck

Frei ab 12 Jahren,
188 Minuten,
Prädikat: besonders wertvoll


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Im Zentrum der Handlung steht der angehende Maler Kurt Barnert (als Kind Cai Cohrs, später Tom Schilling). Ende der 1930er-Jahre muss er als kleiner Junge mit ansehen, wie seine an Schizophrenie erkrankte Tante Elisabeth (Saskia Rosendahl) zu Hause abgeholt und in eine Psychiatrie zwangseingeliefert wird. Zuvor hatte Kurt mit der jungen Frau die Nazi-Wanderausstellung zur „Entarteten Kunst“ besucht, bei der ein von Lars Eidinger gespielter Museumsführer Kandinsky und andere moderne Kunstschaffende belächelt, während Elisabeth und Kurt die Bilder als schön empfinden. Auf der Heimfahrt meint der Bub zur Tante: „Ich find dich besser als Hitler.“ Elisabeths Einfluss auf Kurts Charakterbildung tritt im Auftakt deutlich hervor. Sie ermuntert den Neffen zum Malen und gibt ihm zwei Prämissen mit auf den Lebensweg: „Sieh niemals weg“ und „Alles, was wahr ist, ist schön“. Ihre dramatische Zwangseinlieferung bedeutet jedoch einen Abschied für immer: Die Tante kehrt nie nach Hause zurück.

Donnersmarck erzählt über drei Jahrzehnte hinweg und spiegelt die Gesellschaftskontexte in den Biografien der Hauptfiguren. Der ambitionierte Ansatz erinnert an klassische Bildungs- und Künstlerromane wie Goethes „Wilhelm Meister“ oder an Fassbinders „Die Ehe der Maria Braun“, der wiederum auf die 50er-Melodramen von Douglas Sirk („In den Wind geschrieben“) rekurrierte. Aktuell finden umfassende Bestandsaufnahmen wie „Werk ohne Autor“ vornehmlich in Serienform statt, seltener auf der Kinoleinwand. Doch die vielen Details, durch die das Drama an Tiefe und Vielschichtigkeit gewinnt, drohen bei einer Sichtung am Laptop unterzugehen.

Trotz Überlänge wirkt das Kinodrama bündig erzählt, ohne Längen, Stillstand oder Wiederholungen. Der groß angelegte Plot führt durch drei Epochen und drei politische Systeme, sucht und findet die historischen Verbindungslinien und die zeitlosen Aspekte des Stoffs in privaten, vielgestaltigen Personenkonstellationen. Die ausgewählte Besetzung trägt maßgeblich zur Emotionalität der Schilderung bei. Tom Schilling vermittelt den Weg des Malers zur eigenen Künstlersprache als zaghaften, langwierigen, doch entschlossenen Akt. Wie bei Paula Beer bleibt zu vermuten, dass seine Augen – ohnehin ein Leitmotiv – per Lichtsetzung oder Farbkorrektur betont wurden: Nie strahlte das Veilchenblau in Schillings Blick intensiver, selten konnte man so viel darin lesen.
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