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In wunderschönen Bildern zeichnet Regisseurin Amanda Kernell das differenzierte Porträt eines ganz besonderen Mädchens, das sich nicht anpassen will.

Das Mädchen aus dem Norden

Norwegen / Dänemark / Schweden 2017,
Regie und Drehbuch: Amanda Kernell

Frei ab 6 Jahren,
113 Minuten

Eintrittspreis: 7,50 Euro,
ermäßigt: 6,50 Euro,
Kulturticket: 4,50 Euro


Nur noch einen Tag im Programm:

Pfeil MI 27.6. um 21.15 Uhr


Zu Beginn wird eine alte Frau, Christina, von ihrem Sohn mehr oder weniger dazu gezwungen, mit ins Auto zu steigen, um zu einer Beerdigung nach Nordschweden zu fahren. Christinas Schwester ist gestorben, doch der Widerwille, mit dem Christina schließlich auf die Bitten ihres Sohnes eingeht, zeigt, dass da irgendwas im Busche ist. Als Christina samt Sohn und Enkelin an der Trauerfeier teilnimmt, bleibt sie distanziert. Langsam wird klar, dass Christina zum indigenen Volk der Samen gehört. Die Konfrontation mit der auch heute noch vorhandenen Abneigung gegen das alte skandinavische Volk bringt Christina dazu, sich an ihre Jugend in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts zu erinnern.

Die Regisseurin und Drehbuchautorin Amanda Kernell erzählt die Geschichte einer Kämpferin mit der stillen Melancholie, die zu der grandiosen Landschaft des Nordens passt. Ihre Personen sind vielschichtig, haben Ecken und Kanten. Das Joiken, der Spontangesang der Samen, nimmt eine wichtige Rolle im Film ein, doch Amanda Kernell erliegt nicht der Versuchung, daraus eine Art Volksmusik-Gaudi oder einen ethnopopmäßig hochgestylten Soundtrack zu machen. Stattdessen zeigt sie mit sehr viel Würde und manchmal sogar mit einer gewissen Andacht die Rituale in der Familie der beiden Mädchen.

Amanda Kernell hat viel mit samischen Laiendarstellern gearbeitet, die junge Elle Marja spielt Lene Cecilia Sparrok, Mia Erika Sparrok ihre Schwester Njenna – im wahren Leben sind die beiden Zwillingsschwestern, hier wirkt Njenna deutlich jünger. Sie ist fröhlich, während Elle Marja eine gewisse Grundmelancholie ausstrahlt, die vor allem in ihren Blicken und in ihrer Haltung deutlich wird. Wo die kleine Schwester ein bisschen verspielt wirkt, ist die große zurückhaltend, lässt sich aber auch ab und an von der jüngeren mitreißen. Hier fällt kein überflüssiges Wort, es wird nicht geredet, sondern gehandelt und gezeigt. Das gilt auch für die ganz nebenbei eingebauten Bräuche und Rituale der Samen, die besonders Lene Cecilia Sparrok mit großer Hingabe darstellt. Christina, also die alte Elle Marja, spielt Maj Doris Rimpi, mit einem Hauch von Trauer. Sie gibt einer alten Frau, die vom schlechten Gewissen beinahe erstickt wird, den Trotz und die gleiche kämpferische Konsequenz, die ihr jüngeres Ich hat. Ihre Traurigkeit hat weniger mit dem Tod der Schwester zu tun als vielmehr damit, dass sie sich schmerzvoll an ihre eigene Herkunft erinnert. So wird das Drama der Samin Elle Marja viele Jahrzehnte später zum Drama der Schwedin Christina, und das ist sehr beeindruckend, tatsächlich große Filmkunst und auf unspektakuläre Art sehr ergreifend.
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