Der sehenswerte Dokumentarfilm geht der bedeutenden Frage nach, wie die Menschen Wälder, Felder und Wiesen mit den Wildtieren teilen, die dort leben. | |
Auf der Jagd - Wem gehört die Natur? | |
Deutschland 2018,
Drehbuch und Regie: Alice Agneskirchner Frei ab 6 Jahren, 100 Minuten Weitere Vorstellungen sind geplant! In mehrfacher Hinsicht eine positive Filmüberraschung: Zunächst einmal geht es nicht, wie es naheliegend wäre, um Jägerbashing oder die Verniedlichung von Wildtieren, sondern um eine differenzierte Auseinandersetzung mit einer ganz besonderen deutschen Spezialität: mit dem Wald. Jägerinnen und Jäger kommen ebenso zu Wort wie Naturschützer und Biologen. Dieser ganz besondere Spaziergang durch Deutschland zeigt wunderschöne Naturaufnahmen in selten gesehener Bildqualität und ist gleichzeitig hoch informativ. Neben Interviews sensibilisieren viele Daten und Fakten für eine Herausforderung, die mit der wachsenden Besiedlung einhergeht und sich nicht einfach durch mehr Naturschutzgebiete lösen lässt: Wie geht der Mensch mit dem bisschen Natur um, das noch da ist? Für Jugendliche dürfte der Film ebenso spannend und interessant sein wie für die zahlreichen Kinofans, die sich mit Fragen von Umwelt und Natur beschäftigen. Zum Beginn sieht man Wölfe laufen, ein sehr ursprünglicher Anblick. Sie schnüren im Trab durchs Gelände, sehr schnell, sehr zielstrebig. Der Wolf ist nicht nur ein Wildtier, er ist Angstgegner und gleichzeitig Konkurrent des Menschen, wenn es um den Anspruch auf Beute geht. Falls man die Natur als Kriegsschauplatz oder als Sport- und Freizeitgelände betrachtet, je nach Grundeinstellung, dann hat der Mensch den Wolf besiegt. Im Verlauf des Films wird das Zusammenleben von Mensch und Wolf noch eine größere Rolle spielen. Hier, am Anfang eines Films über das Miteinander von Mensch und Natur, werden schon mal die Claims abgesteckt: Steinzeitliche Zeichnungen zeigen Jagdbilder, der Mensch wollte schon früh das festhalten und bewahren, was ihn beschäftigt. Und auch heute noch gibt es Jäger, doch in festen Ritualen, nach von Menschen gemachten Gesetzen. Die Natur umgab den Menschen, sie war weder freundlich noch feindlich, sie war einfach, und der Mensch war Teil von ihr. Damit ist es schon lange vorbei. Der Eindruck, den die exquisiten Naturaufnahmen erwecken, täuscht. Der Wald, so wie man ihn aus den Märchenbüchern kennt, existiert praktisch nicht mehr. Lediglich etwa 10 Prozent der deutschen Waldgebiete werden nicht bewirtschaftet, und das bedeutet: 90 Prozent der Wälder sind Teile der Kulturlandschaft, sie gehören jemandem, werden beaufsichtigt und vielseitig genutzt oder ausgenutzt. Vor allem werden sie bejagt, denn alle Gebiete, die nicht zu Städten oder Ortschaften gehören, unterliegen dem Jagdgesetz und müssen (!) bejagt werden. Die Wildtiere haben sich in dieser Landschaft einen Platz suchen müssen, der immer knapper wird. Sie werden nur geduldet, wo sie nicht im Weg sind oder Räume beanspruchen, die der Mensch nutzen will. Das gilt auch für den Wolf, der mittlerweile wieder in Deutschland heimisch geworden ist. Aber was würde geschehen, wenn es keine Aufsicht gäbe? Könnten die Tiere dann überhaupt überleben? Alice Agneskirchner gliedert ihren Film thematisch in mehrere, lose miteinander verbundene Teile, die jeweils für sich stehen und erst gemeinsam wirken: Landschaft und Jagd, das Tier als Nahrungsmittel, der Wolf als Rückkehrer in die Kulturlandschaft, der Kampf der Jäger gegen das Aussterben der Gams. Sie stellt als Autorin und Filmemacherin wichtige Fragen. Doch auf diese Fragen gibt es keine leichten Antworten, sondern es scheint, als ob immer mehr Fragen entstehen, und die schwierigste lautet: Wie wollen wir künftig unsere Welt verwalten? Mit ihrem Film, der mit einem sparsamen Kommentar auskommt, liefert Alice Agneskirchner wichtige Denkanstöße. Dazu gibt es wunderschöne Bilder von Feld, Wald und Wiesen, und von den Tieren, die dort leben. Autorin: Gaby Sikorski Mit freundlicher Genehmigung von | |
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